Eltern-Kind-Turnen

Kinder haben von sich aus einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Erst im Laufe der Jahre wird dieser natürliche Antrieb zum Laufen, Springen und Turnen durch sitzende Tätigkeiten wie Fernsehen oder Computerspiele überlagert. Sportlehrer beobachten, dass manche Erstklässler kaum einen Ball fangen können. Eltern sollten ihren Kindern deshalb möglichst früh Freude an Bewegung vermitteln. Eines der ersten Bewegungsangebote ist das "Eltern-Kind-Turnen ".

Freude an Bewegung

Im Mittelpunkt des Eltern-Kind-Turnens stehen deshalb keine Sportarten, sondern Bewegungsabläufe wie Klettern, Schaukeln, Schwingen, Rutschen oder Rennen. Das Spiel mit Bällen in allen Größen schult die Grobmotorik und Reaktionsfähigkeit. Da sich viele Kinder in diesem Alter noch nicht für längere Zeit von ihrer Bezugsperson trennen mögen, bleiben Mutter oder Vater, Oma oder Opa während der Turnstunde dabei. Sie machen die Übungen mit und helfen beim Auf- und Abbau der Spiellandschaften.

Spaß und gemeinsames Ausprobieren

Im Vordergrund stehen beim Eltern-Kind-Turnen der Spaß an der Bewegung und das gemeinsame Ausprobieren neuer Spielmöglichkeiten, die es zu Hause nicht gibt. Zum Beispiel ein Schwungtuch mit seinen Wellenbewegungen oder ein kleines Trampolin. Die gemeinsame wöchentliche Turnstunde gibt den Kleinen aber auch die Möglichkeit, erste Kontakte zu anderen Kindern aufzunehmen und soziales Verhalten zu lernen. Wenn alle balancieren wollen, muss man sich eben anstellen, bis man an der Reihe ist. Oder aber ein größeres Kind hilft einem kleineren hoch auf die Turnmatte.

Wissenswertes zum Eltern-Kind-Turnen:

Die Kinder sollen immer im Mittelpunkt einer Übungsstunde stehen, deren Inhalte auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der kleinen Teilnehmer abgestimmt sind. Die Eltern sind immer die ersten Bezugspersonen für die Kinder. Diese orientieren sich am Verhalten der Eltern. So kann sich Freude an der Bewegung, aber auch Ängstlichkeit, Unsicherheit und Bewegungsunlust auf die Kinder übertragen. Eltern sind die Vermittler (Sprachverstärker) zwischen Übungsleiter und Kinder. Sie sollen unterstützen und helfen wo es nötig ist, aber in erster Linie Spielpartner sein.

Wir als Übungsleiter sehen unsere Aufgabe darin:

  • Eltern aktiv in die Stundenplanung einzubeziehen, nicht nur im Geräteaufbau.
  • Eltern klar machen, dass die eigene Freude an der Bewegung auf die Kinder übergreift.
  • Eltern helfen Ängste und Hemmungen abzubauen.
  • Eltern zeigen, wie sie ihr Kind unterstützen und fördern können.
  • Mitzubringen sind feste Turnschuhe und bequeme Kleidung.

Artikel des Deutschen Turnerbundes vom September 2013 von Katja Tietz (Facherzieherin für Integration, Motopädagogin):

Für das Eltern-Kind-Turnen besteht ein Hauptziel darin, dass die Eltern mit ihren Kindern die Gelegenheit erhalten, intensiv Zeit miteinander zu verbringen. Ein freudvolles Miteinander ermöglichen natürlich Geräteangebote, in denen auch die Eltern ermuntert bzw. "sanft gezwungen" werden, mit auf die Geräte zu gehen. Ein solches Angebot bieten wir an. Dem werden allerdings einige wichtige Anmerkungen vorangestellt.
Eine solche Angebotsform wird nicht alle Eltern veranlassen, mit auf die Geräte zu gehen, und auch nicht alle Kinder machen bis zum Schluss ein vorgegebenes Bewegungsspiel mit. Das ist jedoch nicht unsere Hauptintention. Zum einen möchten wir mit einem Angebot, das immer auf Freiwilligkeit - einem wichtigem didaktisch-methodischem Prinzip im Kinderturnen - aller Beteiligten beruht, Impulse für Bewegungsmöglichkeiten geben. Zum anderen ist es allerdings noch wesentlich wichtiger, dass die Eltern durch die Übungsleiterin dahingehend unterstützt werden, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen. Letztere sollen durch ein in erster Linie "emotionales Sicherheitsnetz", das ihnen die Eltern bieten, zunehmend ermuntert werden, selbstbestimmt und selbsttätig aktiv zu werden. So erfahren sie Selbstwirksamkeit, was zum Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes beitragen kann.

Im Zusammenhang mit vorstehendem Text beim DTB veröffentlicht: Der/Die Übungsleiter/in

Wir sehen daher eine der Hauptaufgaben einer Übungsleiterin im Eltern-Kind-Turnen darin, die Ohren und Augen aufmerksam wahrnehmen zu lassen, wie die Eltern mit den Kindern beim Turnen umgehen. So sollten z. B. Eltern freundlich darauf aufmerksam gemacht werden, wenn sie ihre Kinder hindern, eigene Bewegungslösungen zu finden, sie zu viel helfen, sie mit Worten Ängste verstärken ("Fall nicht runter!", "Dafür bist du noch zu klein!" bzw. "Das ist zu schwer!", "Warte, ich halte dich fest!" ...) oder sie ihre Kinder daran hindern, konzentriert an einer Station zu üben. Gerade letzteres passiert aus durchaus wohlmeinenden Gründen ("Es gibt doch noch so viele andere interessante Geräte!"...) häufig. Damit hindern die Eltern die Kinder aber am Ausleben eines inneren natürlichen Entwicklungsdrangs nämlich dem, an einer Sache so lange dran zu bleiben, bis man sie kann oder bis man genug hat (dieses "natürliche Prinzip" kann man bei Kleinkindern beim Bewegungslernen im Alltag immer wieder beobachten, wenn man ihnen Zeit und Gelegenheit dazu gibt). Später beschwert oder wundert man sich, dass Kinder nicht ausdauernd üben können! Viele Eltern sind jedenfalls sehr dankbar für solche Hinweise und Erklärungen, wenn man sie ihnen respektvoll vermittelt.