Gronau

Pauline Meyer studiert in den USA. Ihre Schwester Fabiane ist mal in Südafrika, St. Moritz oder Leipzig. Franziska Dinkelborg ist nach Münster gewechselt. Doch jetzt waren die drei schnellen Läuferinnen aus Epe mal gemeinsam auf der Sportanlage an der Laubstiege anzutreffen.

Von Günter Poggemann

Hier geht es zum Bericht der WN


Unzählige Kilometer haben Pauline und Fabiane Meyer sowie Franziska Dinkelborg im Training gemeinsam zurückgelegt und auch bei zahlreichen Wettkämpfen die Farben des TV Westfalia Epe vertreten. Aktuell benötigt man dennoch schon ein bisschen Glück, um mit allen dreien zusammen über das vergangene und die Pläne für das neue Jahr sprechen zu können.

Franziska Dinkelborg hat ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile in Münster. Pauline Meyer studiert bereits im sechsten Jahr in Jonesboro in den USA. Fabiane Meyer zögert ein wenig bei der Frage nach ihren Lebensmittelpunkt. „Das weiß ich selbst nicht so genau.“ Fast die Hälfte des Jahres verbringt sie aktuell im Höhentrainingslager in Südafrika oder St. Moritz, schätzt sie. Außerdem pendelt sie zwischen Leipzig und Epe.

Der Sport bestimmt das Leben der 20-Jährigen, zweimaligen „Gronauer Sportlerin des Jahres“. Seit einem Jahr steht Fabiane Meyer bei der Sportartikelfirma On unter Vertrag, wird von dem Unternehmen finanziell unterstützt und kann sich so für die dreijährige Vertragsdauer ganz auf den Sport konzentrieren. Zwar hat sie vor einigen Monaten mit einem Fernstudium an der IU Internationale Hochschule in Erfurt im Fach „International Management“ begonnen, kann aber selbst bestimmen, wann sie welche Dinge lernt und welche Prüfungen macht.

Zuerst das Studium und dann der Sport, so lautet indes die Schwerpunktsetzung – darin sind sich Franziska Dinkelborg und Pauline Meyer einig. Im fünften Semester studiert Dinkelborg Ökotrophologie. Bei Pauline Meyer soll nach dem Abschluss als Bachelor of Psychologie an der Arkansas State University in Jonesboro vor zwei Jahren nun im Mai der Master of Psychological Science folgen. „Mal sehen“, lautet ihre Antwort auf die Frage, wie es danach weitergehen soll. „Ich bleibe wohl noch ein bisschen in den USA, möglicherweise komme ich aber auch nach Deutschland zurück“, lässt sie ihre persönliche Zukunft offen.

110 km in der Woche

Dennoch sind Franziska Dinkelborg und Pauline Meyer nahezu täglich, manchmal sogar zweimal am Tag, sportlich aktiv. „Rund 110 km bin ich in der letzten Woche gelaufen“, erzählt Pauline Meyer. Bis zu 20 Stunden in der Woche sind so schnell verplant. „Ich werde meinen Bachelor daher auch erst nach acht Semestern machen“, weiß Franziska Dinkelborg.

Bei der Antwort auf die Frage nach den sportlichen Highlights im abgelaufenen Jahr zögern die drei Eper Topathletinnen ein wenig.

„Da man während der Corona-Zeit viel allein trainieren musste und auch kaum Wettkämpfe stattgefunden haben, habe ich erst Mitte des letzten Jahres wieder mit einem zielgerichteten Training begonnen“, erläutert Franziska Dinkelborg. Der größte Erfolg für die 22-Jährige war der zweite Platz in der Staffel mit Elissa Albers und Fabiane Meyer bei den Deutschen Meisterschaften der U 23 über die 3 x 800 m. „Für mich persönlich wichtig waren auch der zweite Platz bei den westfälischen Cross-Meisterschaften und der 16. Platz bei den Deutschen Cross-Meisterschaften der U 23“, ergänzt sie.

Persönliche Highlights

Der zweite Platz mit dem Staffelteam, die Steigerung der persönlichen Bestzeit über die 1.500 m um rund fünf Sekunden auf 4:13,64 Min. sowie den vierten Platz bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Frauen, den sechsten Platz bei den Meisterschaften im Freien und den zweiten Platz bei den Meisterschaften der U 23 nennt Fabiane Meyer als ihre größten Erfolge im Jahr 2022.

Pauline Meyer hat im letzten Jahr – auch verletzungsbedingt – nur wenig Wettkämpfe bestritten. In den nächsten Wochen und Monaten möchte die 24-jährige, fünfmalige „Sportlerin des Jahres“ in Gronau, aber wieder durchstarten mit dem Team der „Red Wolves“ der Arkansas State University. Der Einstieg war Anfang Dezember in Pittsburgh mit 9:36,54 Min. für die 3.000 m, einer Zeit nur rund vier Sekunden über der persönlichen Bestmarke, recht vielversprechend also. Für die Freiluftsaison hat sie eine Zeit im Bereich der 9:10 Min. ins Visier genommen. Auf jeden Fall wird sich Pauline Meyer auf die Strecken von 1.500 m bis 5.000 m konzentrieren, auch wenn sie beim Silvesterlauf in Stadtlohn über 15 km die schnellsten Männer klar distanzierte. „Die 15 und 10 km sind für mich auf Dauer definitiv zu lang“, betont sie mit Nachdruck. Im Sommer soll ihr Augenmerk vor allem auch den 3.000 m Hindernis gelten. 10:25,49 Min. hat sie dort bisher als Bestzeit stehen. Für dieses Jahr lauten die Ziele: Möglichst eine Zeit im Bereich der 10 Minuten und der Start bei den Deutschen Meisterschaften am 8./9. Juli in Kassel.

Durchstarten im neuen Jahr

Durchstarten möchte in diesem Jahr auch Franziska Dinkelborg – dies aber nicht mehr im blau-weißen Trikot des TV Westfalia Epe, sondern im rot-weißen der LG Brillux Münster. „Gemeinsam mit sechs, sieben Läuferinnen auf einem ähnlichen Niveau zu trainieren, das hilft sehr“, begründet sie ihre Entscheidung, nachdem sie bereits seit rund einem halben Jahr mit der Gruppe trainiert und dort von Robert Welp, mit dem sie schon positive Erfahrungen als Stützpunkttrainer gemacht hat, betreut wird. „Mein Heimatverein wird aber immer der TV Epe bleiben“, unterstreicht Franziska Dinkelborg. „Ich bin dort ja noch im Vorstand. Mit Reinhard Wittland habe ich weiterhin einen guten Kontakt.“

Sportlich ist sie offensichtlich aber mit dem Wechsel nach Münster auf dem richtigen Weg. Am ersten Januar-Wochenende steigerte Franziska Dinkelborg ihre 1.500 m-Bestmarke bei einem Hallenmeeting in Dortmund auf 4:50,30 Min. In den nächsten Wochen stehen die Westfalenmeisterschaften über 1.500 m und 3.000 m an den beiden letzten Wochenenden im Januar und die NRW-Meisterschaften über 3.000 m eine Woche später im Fokus. „Gespannt bin ich auf die 3.000 m, da ich diese Distanz noch nicht gelaufen bin im Wettkampf“, erzählt sie. Im Sommer sind dann die 1.500 m bei den Deutschen Meisterschaften der U 23 Anfang Juli in Göttingen das große Ziel und dazu zunächst die Unterbietung der Norm von 4:50:00 Min.

Ein Ende des ständigen „Auf und Ab“ erhofft sich Fabiane Meyer von der neuen Saison. Immer wieder wurde sie durch Erkältungen und auch Corona-Infektionen zurückgeworfen. „Außerdem muss ich bei den Meetings selbstbewusster auftreten.“ Diese Devise hat ihr Trainer Thomas Dreißigacker mit auf den Weg gegeben für 2023. Eine Zeit unter 4:08 Min. für die 1.500 m ist das große Ziel.

Wichtige Meisterschaften

In einer ersten Wettkampfphase im Februar steht neben einigen Meetings mit den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund am 18./19. Februar ein erster Saisonhöhepunkt im Kalender von Fabiane Meyer. Im Sommer jagen sich dann die Höhepunkte: Zunächst am ersten Juli-Wochenende die Deutschen Meisterschaften der U 23, eine Woche später die Deutsche Meisterschaften der Frauen und direkt danach die Europameisterschaften der U 23 im finnischen Espoo, wofür aber zunächst noch die Qualifikation nötig ist. Zwischen den Wettkampfphasen geht es für die Eperanerin immer wieder zum Trainingslager in die Höhe nach Südafrika oder St. Moritz.

Vielleicht treffen sich im Sommer die drei Eper Vorzeigeläuferinnen sogar wieder auf der Laufbahn: Franziska Dinkelborg und Fabiane Meyer bei den Deutschen Meisterschaften der U 23 und die Meyer-Schwestern eine Woche später bei den Meisterschaften der Frauen.