Epe

Die Überraschung beim Ball des Sports war gelungen: Der Gronauer Stadtsportverband bedachte den TV Westfalia Epe mit dem Sport-Ehrenpreis. „Diese Auszeichnung hat uns natürlich sehr gefreut“, sagt die Vorsitzende Gabi Könemann. Sie, Geschäftsführer André Lachnit und seine Stellvertreterin Stefanie Niesing präsentieren die Skulptur denn auch mit einem gewissen Stolz.Die Ehrung kam andererseits nicht von ungefähr..

Hier geht es zum Bericht der WN


Der TV Epe gilt auf mancherlei Gebiet als wegweisend. So wurde er schon 2017 erstmals als Stützpunktverein im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ anerkannt – als einer von zweien im Kreis Borken.

„Als 2015/16 die Flüchtlinge die Sporthalle der Georgschule belegten, wurde im Verein nicht gejammert, sondern angepackt“, erinnert sich Gabi Könemann. „Es herrschte breite Solidarität.“ Mitglieder halfen, den Boden in der Halle an der Georgschule zu verlegen und Betten aufzustellen. Die Halle stand für den Vereinssport zwar nicht mehr zur Verfügung – dafür rückten die Gruppen des TVE eben in den anderen Eper Sporthallen zusammen. „Und wir haben viel draußen gemacht“, ergänzt Stefanie Niesing. Eben flexibel reagiert.

„Parallel hierzu haben wir den geflüchteten Menschen, die in der Georgssporthalle untergebracht waren, sportliche Aktivitäten angeboten“, sagt André Lachnit. „Reinhard Wittland hat sogar mit dem Vereinsbulli Interessierte zu den anderen Hallen gefahren, damit sie dort Sport treiben konnten. Nach dem Motto: Die können doch nicht den ganzen Tag da herumsitzen und nichts tun.“

„Integration ist Thema in allen Sportvereinen – unser Verein ist jedoch noch stärker auf die geflüchteten eingegangen“, findet Gabi Könemann. „Integration bedeutet für uns, die Menschen mitzunehmen.“ Den Flüchtlingen wurden daher nicht separate Angebote gemacht; sie wurden vielmehr in bestehende Gruppen aufgenommen. Sport nicht für, sondern mit Flüchtlingen.

Neben Angeboten sportlicher Natur unterstützt der Verein sie auch bei administrativen Fragen, bei Fragen zur Aus- und Fortbildung, und er gibt Hilfestellung bei der Suche nach Jobs usw..

Nicht, dass alles wie von selbst gelaufen wäre. In der Praxis gab es natürlich Hindernisse: „Ich hab als Übungsleiterin einmal eine Helferin aus Afghanistan in meine Gruppe mitgenommen, erinnert sich die Vorsitzende. „Sie sprach kein Wort Deutsch. Die Kinder hatten aber keine Scheu, gingen wie selbstverständlich auf sie zu, verständigten sich mit Handzeichen und einfachen Worten.“ Die Flüchtlingskinder ihrerseits haben im Kontakt mit Gleichaltrigen und durch die schulischen Angebote schnell Deutsch gelernt.

Das Engagement für Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, geht weiter: Für die ukrainischen Flüchtlinge wurde beispielsweise ein Aktionstag veranstaltet. „Wir haben versucht, die Kinder aus ihrem Trauma herauszuholen,“ sagt Gabi Könemann.

„Ich schätze, ein Grund für die Auszeichnung war, dass wir innovativ denken,“ fährt sie fort. Auch auf die Coronasituation reagierte der Verein flexibel: In den Hallen war Sportausübung nicht mehr möglich – doch wozu gibt es in Epe den wunderschönen Park? „Ich habe gleich was mit einer Freundin ausprobiert“, sagt Stefanie Niesing. Ein Konzept wurde entwickelt. Letztendlich wurde eine ganze Reihe von Turnangeboten im Park umgesetzt. Gefördert wurde das wie auch andere Projekte vom Landessportbund.

Sport in der Steppjacke

 

Die Nachfrage war riesig – zumal die Teilnahme nicht auf die Vereinsmitglieder beschränkt war. „Auch wir Übungsleiter hatten Spaß ohne Ende“, freut sich Gabi Könemann noch jetzt. „Die Leute wiederzusehen – auch wenn sie meterweit weg waren – wir mussten ja immer die aktuellen Coronaschutzmaßnahmen beachten.“ Übungsstunden wurden ins Freie verlegt. Es wurde Bodenturnen gemacht, die Reckstangen auf dem Spielplatz wurden genutzt, es wurde Yoga angeboten und Krafttraining. „Irgendwas ging immer“, sagt Gabi Könemann. Sogar im Winter. „Ich war mit den Kindern draußen. Wir haben richtig gefroren – aber in der Steppjacke geturnt!“ Für jede Zielgruppe war etwas dabei. Übungseinheiten wurden sogar von der Geschäftsstelle per Netz in die Wohnzimmer der Mitglieder übertragen, erinnert sich André Lachnit. Die Übungsleiter hatten entsprechende Fortbildungen absolviert. „Wir haben immer Wege gesucht, unsere Mitglieder zu bewegen.“

Der Einsatz bei der Integration zahlte sich aus, sowohl im Übungsleiter- als auch im Mitgliederbereich, auch in den Jahren nach 2015/16, als allgemein Menschen mit Migrationshintergrund und ihre gesellschaftliche Einbeziehung im Fokus standen. Der TVE ging aktiv auf sie zu. „Wir haben sogar Übungsleiter gewinnen können,“ resümiert die Vorsitzende. „Der Turnverein ist auch ein anerkannt kinderfreundlicher Verein. Wir arbeiten mit Kindergärten und OGS zusammen. Seit dem vergangenen Jahr dürfen wir auch junge Leute im Bundesfreiwilligendienst beschäftigen.

Auch dazu musste zunächst ein Konzept entwickelt werden. „Das kostet erst immer eine Menge Aufwand, ohne zu wissen, ob es sich letztendlich lohnt“, sagt André Lachnit. Doch bei den „Buftis“ hatte der Verein Glück: „Wir haben jemanden für die Stelle gefunden, die richtig engagiert ist.“

Auf den Lorbeeren ausruhen will sich der Verein ganz offensichtlich nicht. Mittlerweile wurde ein neuer Antrag auf Förderung als Stützpunktverein gestellt.