Das Ziel hat Hendrik Jürgens fest im Visier: „Im Jahr 2017 möchte ich bei den Deutschen Meisterschaften der U 18 starten“, so seine klare Aussage. Und der 15-jährige Sprinter vom TV Westfalia Epe macht im Gespräch auch nicht den Eindruck, als sei das nur die verrückte Idee eines jugendlichen Träumers.

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Erste Erfolge in seiner noch jungen Karriere als Leichtathlet konnte Hendrik Jürgens bereits feiern. Bei den Westfälischen Meisterschaften in Hagen sprintete er im August dieses Jahres über die 100 m im Finale der Altersklasse U 16 auf Platz fünf. Im Vorlauf erzielte er hier auch seine aktuelle Bestzeit von 12,03 Sek. Außerdem qualifizierte er sich für die Westdeutschen Meisterschaften, wo er allerdings über den Vorlauf nicht hin­auskam.

Begonnen hat Hendrik Jürgens mit der Leichtathletik vor etwa zwei Jahren, zunächst beim TV Gronau, seit Beginn dieses Jahres geht er für den TV Westfalia Epe an den Start. Zuvor hatte er Fußball gespielt – „wie fast alle Jungs“, erzählt er. Dann zog es ihn aber zu den Sprintern. „Es macht mir einfach riesig Spaß, schnell zu laufen und die Geschwindigkeiten zu spüren“, so seine Begründung für den Wechsel. „Schon bei Schulwettkämpfen war ich zuvor bereits recht schnell.“

Ein wenig wurde Hendrik Jürgens das Talent und die Begeisterung für die Leichtathletik wohl auch in die Wiege gelegt, denn die Eltern Ute und Ingo Jürgens waren beide in jüngeren Jahren ebenfalls als Leichtathleten aktiv. Vater Ingo ist auch heute noch so etwas wie der „Heimtrainer“ des Sohnes. Neben Reinhard Wittland, dem Trainer beim TV Epe, zeichnet er für seine Trainingspläne verantwortlich.

Bei den Leichtathleten des TV Epe ist Hendrik Jürgens als Sprinter fast ein „Einzelgänger“, denn dort dominieren die Läuferinnen und Läufer über die Mittel- und Langstrecken. Trotzdem fühlt er sich dort sehr wohl „Wir sind hier einfach ein tolles Team, obwohl wir Leichtathleten ja eigentlich Einzelsportler sind“, betont er mit Nachdruck. Zweimal Training, wenn der Stundenplan in der Schule es zulässt, mit den Vereinskollegen steht daher bei ihm im Terminkalender. Außerdem geht es zum Training allein auf den Stadtparksportplatz: Aufwärmen, Dehn- und Koordinationsübungen, zehn Sprints über 30 Meter, manchmal Weitsprungtechnik als Ausgleich, Auslaufen lautet dort zum Beispiel das Programm eines eineinhalbstündigen Trainings. Zuhause kommt dann noch das Krafttraining an der Hantelbank dazu. Fünf- bis sechsmal in der Woche ist Hendrik Jürgens so sportlich aktiv. „Ich trainiere einfach gern“, erzählt er.

Etwas überrascht ist man auch, fragt man ihn nach seinen Vorbildern: „Usain Bolt natürlich, Edwin Moses, Carl Lewis“. Aktuell aktive Sprinter kommen für ihn kaum in Frage, da viele von ihnen bereits mit Doping zu tun hatten. Vor allem Edwin Moses, die 400-m-Hürden-Legende aus den 70er- und 80er-Jahren, fasziniert den 15-Jährigen nicht nur wegen seiner zehnjährigen Erfolgsserie mit 122 Siegen in Folge seines eleganten Laufstils, sondern weil der zweimalige Olympiasieger im Training oft seine eigenen Wege gegangen ist und sich in großem Umfang selbst gecoacht hat, wie Hendrik Jürgens im Internet herausgefunden hat. Das Training selbst möglichst stark zu steuern und sich vor allem auch selbst zu motivieren, ist auch das Ziel von Hendrik Jürgens.

So hat er auch keine Sorgen, dass das Training in den Wintermonaten vielleicht dann noch ein wenig auf der Strecke bleiben könnte. Schließlich gilt es ja auch die nächsten Schritte zu den Deutschen Meisterschaften zu tun. Die erneute Teilnahme an den Westfälischen Meisterschaften – Westdeutsche Meisterschaften stehen im nächsten Jahr draußen nicht im Terminkalender – und vor allem die Steigerung der Bestzeit auf 11,5 bis 11, 4 Sek. sind für 2016 die Ziele. „In meinem Alter sollte eine solche Leistungssteigerung bei entsprechendem Training möglich sein“, so seine Kalkulation. „2017 hoffe ich dann die Quali-Zeit von 11,2 Sek. für die Deutsche Meisterschaft zu schaffen“, denkt er von Schritt zu Schritt.

Was wünscht Hendrik Jürgens sich ansonsten für die Leichtathletik? „Ich finde es traurig, dass in Deutschland die Leichtathleten nicht von ihrem Sport leben können.“ Und er ist davon überzeugt, dass die deutschen Leichtathleten zumindest in der großen Mehrheit keine unerlaubten Mittel einnehmen. „Daher sollte man sie auch stärker unterstützen,“ meint er. Mehr Beachtung und Berichterstattung in den Medien sind weitere Wünsche. Persönlich allerdings ist das für ihn kein Problem. „Die Freunde sind eigentlich alle eher fußballinteressiert, finden es aber auch recht cool, wenn ich zum Beispiel bei den Westfälischen Meisterschaften gut abschneide“, klagt er nicht über mangelnde Anerkennung seiner sportlichen Aktivitäten.

Hendrik Jürgens weiß genau, was er will und hat für die kommenden Jahre klare Vorstellungen von seinen sportlichen Zielen. Die DM 2017 will er als Aktiver erleben.
Hendrik Jürgens weiß genau, was er will und hat für die kommenden Jahre klare Vorstellungen von seinen sportlichen Zielen. Die DM 2017 will er als Aktiver erleben.