Völlig durchnässt über den Pass

Thomas van Almsick bei der Abfahrt vom Timmelsjoch. Zum achten Mal schon nahm der Eperaner am Oetztaler Radmarathon teil.
Thomas van Almsick bei der Abfahrt vom Timmelsjoch. Zum achten Mal schon nahm der Eperaner am Oetztaler Radmarathon teil.

Epe -

Vor vier Jahren, als Thomas van Almsick vom TV Westfalia Epe zuletzt an Europas wohl härtestem Radmarathon in den österreichischen Alpen an den Start ging, schwor er sich: „Nicht noch einmal!“ Doch es kam anders.

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Vor vier Jahren, als Thomas van Almsick vom TV Westfalia Epe zuletzt an Europas wohl härtestem Radmarathon in den österreichischen Alpen an den Start ging, schwor er sich: „Nicht noch einmal!“ Doch es kam anders.

Die Schwierigkeiten des Oetztaler Radmarathons bestehen für jeden Rennradfahrer bei diesem Event nicht nur in der Bewältigung des Rundkurses mit 238 km und 5.500 Höhenmetern über vier Alpenpässe, sondern auch in den zu durchfahrenden unterschiedlichen Klimazonen.

Dass das nicht unterschätzt werden darf, sollten die mehr als 4.000 Starter, zu denen van Almsick sich bei seiner achten Teilnahme doch dazugesellte, leidvoll zu spüren bekommen.

Eine Schlechtwetterfront über den Alpen verhieß nichts Gutes. Als sich das Fahrerfeld von Sölden aus durch das Oetztal hinauf zum Kühtaisattel mit Spitzensteigungen bis zu 18% auf den Weg machte, war es anfänglich noch trocken. Schnell änderte sich das jedoch, als es zuerst durch die tief hängenden Wolken ging. Kurz vor der Passüberquerung auf 2.020 m begann es dann bei 5 Grad stark zu regnen.

Auf der folgenden steilen Abfahrt musste der Eper Rennradsportler mit Erschrecken feststellen, dass die Bremsen aufgrund der Wassermassen „durchrutschten“ und nur mit höchster Kraftanstrengung funktionierten. So zirkelte er in einer Gruppe Gleichgesinnter sein Rennrad durch die Kurven Innsbruck entgegen.

Auf der alten Brennerstraße riss plötzlich die Wolkendecke auf. Van Almsick gelang es in einer Gruppe mit einem hohen Tempo in den Anstieg zum Jaufenpass hin­ein zu fahren. Obwohl dieser sich mit durchschnittlich 7 % Steigung gleichmäßig auf 2.100 m Höhe hinaufwindet, kam in den Vorjahren hier für van Almsick, nach 120 km in den Beinen, oftmals ein Einbruch. Durch die Teilnahme an mehreren Marathonveranstaltungen in den Monaten zuvor, unter anderem am Eifel Extrem-Marathon oder den Hennefer Radsporttagen, bewältigte der Eperaner diese Hürde jedoch überraschend gut, sodass Hoffnung aufkeimte, doch noch eine akzeptable Gesamtzeit zu erreichen.

Diese wurde jedoch schnell wieder erstickt, je näher van Almsick der Passhöhe kam. Wieder setzte starker Regen ein und die dichten Wolken ließen auf der technisch sehr anspruchsvollen Serpentinen-Strecke, auf der es auf dem rutschigen Belag zu einigen Stürzen kam, die Kurven nur noch erahnen. Zu dieser Zeit wusste van Almsick bereits, dass er gerade auf den Abfahrten mit durchgehend „angezogenen Bremsen“ viel Zeit verloren hatte.

In St. Leonhard zeigte sich wieder schlagartig ein anderes Bild. Bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad konnten die Rennradfahrer versuchen, das „Biest“, die Timmelsjoch-Überquerung, auf über 2.500 m Höhe mit den gefürchteten Schlussrampen in Angriff zu nehmen.

Aber den Anblick, der sich nach der letzten Verpflegungsstation auf 1.300 m Höhe bot, konnte man als Rennradfahrer nur als grausam bezeichnen. Binnen kurzer Zeit hüllten Wolken mit Dauerregen die Berge ein. Auch die Temperaturen brachen ein. Durch Wolkenlücken konnten die Fahrer das Sinken der Schneefallgrenze mitverfolgen. Es bot sich zwar ein imposantes Bild in den Oetztaler Alpen, aber jeder versuchte, wieder komplett durchnässt, bei nur noch 5 Grad irgendwie über den Pass zu kommen.

Im Ziel wurde van Almsick in für ihn enttäuschenden 11:40 Stunden, aber immer noch mit einem guten Platz im Mittelfeld, von seinem Radfahrkollegen Reinhard Epping in Empfang genommen. Van Almsick: „Am Ende eines solchen Tages zählt nicht das Ergebnis, sondern das Erlebte!“

Thomas van Almsick
Thomas van Almsick